Die Kostenfalle beim CO₂-Offsetting von Kleinunternehmen: Der vergessene Managementaufwand

Der Trend zum CO₂-Offsetting erstreckt sich längst nicht mehr auf Großkonzerne sondern erreicht zunehmend auch Kleinunternehmen und Mittelständler.

Da für das CO₂-Offsetting in der Praxis eine Berechnung des CO₂-Ausstoßes notwendig ist, müssen hierfür zahlreiche Daten erfasst werden, z.B.:

  • Papierverbrauch des Unternehmens und Typ des Papiers (Recyclingpapier oder Frischpapier)
  • Anfahrtswege der Mitarbeiter (Fahrrad, Auto, Bahn, …)
  • Reisetätigkeit (Flüge, Bahn, Autofahrten)

Die Kennzahlen hierfür sind meist nicht unmittelbar verfügbar, sondern müssen mühsam aus Buchhaltungsdaten und anderen Dokumenten ermittelt werden. Hierfür müssen Mitarbeiter abgestellt werden, deren Arbeitszeit erhebliche Mehrkosten verursacht.

Dies illustrieren wir wie Folgt am Papierverbrauch und dem damit verbundenen CO₂-Offsetting:

Im Rahmen dieser Beispielrechnung gehen wir von den Folgenden Eckdaten aus:

  • Größe des Unternehmens: 15 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente)
  • Papierverbrauch: Wie im deutschen Durchschnitt 19.25 kg Papier pro Jahr und Mitarbeiter
  • Verwaltungaufwand für das Ermitteln des Papierverbrauchs: Optimistische Schätzung: 2 Stunden pro Jahr Verwaltungs-Zeitaufwand für das Offsetting des Papierverbrauchs, a 44€/h (Bruttolohn 30€/h +15% Nebenkosten +30% Sozialabgaben).

Auf Basis dieser Annahmen erhalten wir die Folgenden Werte:

  • Gesamt-Papierverbrauch: 19.25kg/Mitarbeiter * 15 Mitarbeiter = 288.75 kg
  • Gesamt-CO₂-Ausstoß durch Papierverbrauch (siehe Wieviel CO₂-Ausstoß erzeugen 500 Blatt A4-Papier? – Annahme worst case: Kein Recyclingpapier, nur Frischpapier): 288.75 kg * 1.2kg CO₂/kg Papier = 346,5 kg = 0.3465 t CO₂-Ausstoß
  • CO₂-Offsetting a 25€/t: 0.3465t * 25€/t = 8.66€
  • Kosten für die Arbeitszeit: 2h * 44€/h = 88€

Hier ist das Missverhältnis offensichtlich: Die Arbeitszeit für internes Management kostet das Unternehmen mit 88€ mehr als 10 mal so viel wie das CO₂-Offsetting mit 8.66€.

Während andere Aspekte des CO2-Offsetting wie Reisetätigkeiten erheblich mehr CO₂-Ausstoß verursachen, so verursachen diese auch einen überproportional großen Verwaltung. Grundsätzlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass effiziente Prozesse.

Erfahrungsgemäß ist in größeren Unternehmen mit insbesodner

Auch der Umwelt ist nicht damit gedient, 88€ Kosten für den Verwaltungsaufwand zu erzeugen, und dann 8.66€ in Klimaprojekte zum CO₂-Offsetting zu investieren – besser wäre es doch, die gesamten 88€ + 8.66€ Kosten in das Klimaprojekt fließen zu lassen, ohne wertvolle Ressourcen für Management zu verschwenden.

Wir hören häufig die Gegenhypothese, dass die Berechnung des CO₂-Verbrauchs auch dazu dient, die eigenen Emissionen zu reduzieren. Hierzu halten wir entgegen, dass die Reduzierung z.B. des Papierverbrauchs in allen Fällen – auch ohne Kenntnis der exakten Emissionen – zweifelsohne geboten ist, und dass die mageren 0.3 Tonnen CO₂-Ausstoß in unserem Beispielunternehmen ebenso dazu führen können, dass Mitarbeiter keine Motivation sehen, den ohnehin schon absolut geringen Ausstoß an dieser Stelle noch zu optimieren (im Vergleich zu beispielsweise den 11.6 Tonnen CO₂, die jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich pro Jahr ausstößt).

Unsere Empfehlung zum CO₂-Offsetting für Kleinunternehmer

Wir empfehlen Unternehmen mit < 250 Mitarbeitern (Vollzeitäquivalent), CO₂-Offsetting ausschließlich aufgrund allgemeingültiger Richtwerte zu schätzen und den tatsächlichen CO₂-Verbrauch nicht zu berechnen. Die Richtwerte sollten zur Vermeidung von unnötigem Managementaufwand nur alle 10 Jahre aktualisiert werden, da sich erst nach langen Zeiträumen die Richtwerte derart stark ändern, dass eine Neuberechnung den unverhältnismäßigen Managementaufwand rechtfertigt.

Unsere Empfehlung besteht im Kern darin, eine pauschaliertes CO₂-Offsetting pro Mitarbeiter durchzuführen. Auf Basis der 11.6t/Jahr CO₂-Ausstoß pro Person in Deutschland nehmen wir an, dass 1/3 dieses Ausstoßes durch den Arbeitergeber geoffsettet werden soll, entsprechend 11.6/3 = 3.87t/Jahr pro Mitarbeiter

Für unser Beispielunternehmenr bedeutet das:

  • 3.87t/Jahr * 15 Mitarbeiter = 58.05t
  • 58.05t * 25€/t = 1451.25 €